Lyrik

Folgende Texte sind aus dem Buch “wehende Träume - Spuren im Ich”                   von Johannes Anbau zu Gemälden von Anne Worbes,                                    erschienen im Fouqué Literaturverlag Egelsbach-Frankfurt a. M.-München-New York  ISBN 3-8267-4675-9  2000

kauernder Akt-fleischbemantelt 70x50 Öl auf Leinwand (1998)
Tanz 70x50 Öl auf Leinwand (1998)
Augen 60x30 Öl auf Leinwand (1995)
Beziehung 100x70 Öl auf Leinwand (1998)
wehende Träume - Spuren im Ich
Abschied
Wege sich trennen,
Hände entgleiten,
Schritte verwehen,
Worte zergehen,
Blicke zerrinnen,
Vertrautes erlischt.
 
Zeit bleibt stehen:
Leere statt Leben,
Ruhe statt Tat,
Dunkel statt Licht.
Hoffnung zerplatzt.
Wehmut steigt auf.
Lähmende Ängste
erschüttern die Seele.
Tränen der Sehnsucht
ertränken den Mut.
Tote Augen zaghaft ertasten
fliehendes Gestern.
 
Bebender Mund hilflos
stammelt letztes Vergessen.
Trostlose Ohren ängstlich
saugen verlorene Stimme.
Blutende Herzen lautlos
schreien winzigem Halt.
 
Gedanken zerfließen,
Gefühle versteinern,
Gewohntes erkaltet,
Geliebtes zerfällt.
Bilder des Lebens
entschweben im Nebel.
Tanz
 
Hauchige Schleier
schwebenden Nebels
kreisen im Grau,
wachsen zu Schemen,
Körper mit Seele,
Mannsein und Frau,
 
öffnen die Herzen
lustvoller Schmerzen,
wirbeln im Dunste
höchster Gefühle.
 
Hitze und Kühle,
Lachen und Weinen,
schreiend und leise,
vergessen und eilend,
umfangend und einsam,
mächtig und stolz.
 
Tanzen und singen,
jubeln und springen,
irden sich lösend,
bebend im Wesen,
wurzelnd im All.
Augen
 
Spiegel der Seele,
starren ins Gestern,
rollen ins Leere,
schreien Verzweiflung,
tränen Vergessen,
dunkel voll Leid,
weiten Entsetzen,
brechen im Schmerz,
 
träumen ins Morgen,
durchschauen Wände
beredten Schweigens,
schäumende Wellen
aalglatter Worte,
stechen Verachtung,
schießen Vernichtung,
töten Geflüster,
 
funkeln Erwartung,
erstrahlen in Liebe,
in inniger Güte,
blitzen in Freude,
bohren in Herzen,
entzünden Gefühle
wohliger Wärme
halten mich fest.

Morgen - Grauen

Schwebende Herzen sich krümmen im Traum,
bäumen sich auf, durchzuckt von Angst,
schreien, schreien, schreien, schreien,
spritzen ihr Blut hilflos ins Weite,
fallen zusammen - ein seufzender Laut.
 
Ohnmächtiges Stöhnen entströmt schlaffen Lippen.
Lider wild rollender Augen
vibrieren, reißen weit auf.
Pupillen erstarren.
Bilder des Grauens zerknüllen den Frieden,
bis plötzlich der Spuk im Jenseits erlischt.
 
Stille kriecht sacht in der Erde Ritzen,
haucht Nebel empor aus der Wiesen Grün.
Sonnes Korona erlächelt den Morgen,
taucht dämmernde Welten in buntes, lebendiges Sein.
Schlafend Gemüter entkrampfen im Licht,
belebende Leiber erwachen zur Tat.