Immenröder Geschichten & Stadtlengsfelder ...
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Johannes Anbau: "Immenröder Geschichten und Stadtlengsfelder Schnurren"
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humorvoll geschilderte Episoden aus dem kirchlichen Leben in Immenrode und Stadtlengsfeld -
106 Seiten, 11,5 X 18 cm,
16 s/w - Illustrationen von Anne Worbes, ISBN: 3-936370-26-5

LESEPROBE:

Schwein
Frau Bebelt
Pfarrers Kirschen

“...`Sie können den Gottesdienst ausklingeln lassen´, hatte mir ein Kirchenältester gesagt und dabei die Modalitäten dazu genannt. Der Lautsprecher, Herr Landgraf, von eherner Gestalt, ging zu jenem Anlass durch die Straßen des Dorfes, läutete seine mattgoldglänzende Handschelle, blieb an einer Straßenkreuzung stehen und verkündete mit amtlicher Miene bevorstehende Dorfereignisse, schritt zum nächsten Standort weiter, um seinen Redetext in freier Form zu wiederholen. Als für ihn überaus nützlich erwies es sich, dass inmitten des Dorfes sich die Gaststätte Hartmann befand, in die er zur Ausrufehalbzeit einkehren konnte, um seine Stimme mittels eines (?) Bieres aufzufrischen...

Und irgendwann hörte ich eines folgenden Tages die Handglocke schlagen und eine füllige Stimme die unterschiedlichsten Aktualitäten laut und deutlich vernehmbar ausrufen. Gespannt lauschte ich und hörte dann: `Das evangelische Pfarramt gibt bekannt: Sonntag, um zehn Uhr, findet Gottesdienst statt. - Die LPG erinnert daran, dass um elf die Schweine gewogen werden...´ ”

“... und so hatte ich mich aufgemacht, um Frau Bebelt aufzusuchen. Eine freundliche Tochter des Hauses hatte mir nach meinem Klingeln die Wohnungstür geöffnet und mich zum Zimmer der betagten Dame geleitet, mir einen Sitzplatz angeboten. `Die Oma kommt gleich´, versicherte sie mir und verschwand durch die Tür. Geduldig saß ich da, während meine Augen das Zimmer der Altvorderen inspizierten. Nach geraumer Zeit klappte eine Tür auf und in ihrem Rahmen erschien Marga Bebelt, mit einem blütenweißen Nachthemd bekleidet, aus dem am unteren Ende zwei Beine sprießten, die kaum merklich fülliger waren als die Krückenstangen, mit Hilfe derer die Dame sich fortbewegte in einem Tempo, das mir als eine Auslegung erschien des Bibelwortes aus 2. Petrus 3, 8: `Eins aber sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, dass ein Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag.´ ...

`Ja, wissen sie, Herr Doktor, äh - Herr Pfarrer, da habe ich immer so kleine Männchen gesehen, so kleine Männchen mit Bart. Da dachte ich, du musst doch mal zum Augenarzt gehen. Und das hab ich gemacht. Und als ich das mit den Männchen dem Augenarzt erzählt habe, guckt der mir in die Augen und meint: `Frau Bebelt, dass sie kleine Männchen mit Bart sehen, das liegt nicht an ihren Augen, das muss an den Nerven liegen!´...”

“...Süßkirschen am Baum im Pfarrhof sind nicht nur für Stare ein `gefundenes Fressen´...”